Zwischen Maßband und Mittelstand
Zwischen Maßband und Mittelstand: Ein Abend bei Litzlfelder in Anzing
Was passiert, wenn eine Bürgermeisterin zum Netzwerken einlädt, ein Familienunternehmen die Türen öffnet und der Landrat Klartext spricht? Dann entsteht ein Abend wie dieser – irgendwo zwischen Trachtenliebe, ehrlichem Handwerk und echtem Miteinander.
Anzing hat eingeladen – und viele sind gekommen.
Im Herzen des Landkreises Ebersberg, wo knapp 4.000 Menschen leben, aber überdurchschnittlich viele anpacken, fand dieser besondere Unternehmerabend statt. Initiatorin: Bürgermeisterin Kathrin Alte. Gastgeberin: Mariele Litzlfelder, die das Familienunternehmen „Litzlfelder Tracht“ mit viel Herzblut in dritter Generation führt.
Strickjacken mit Seele – gemacht für Generationen.
Litzlfelder ist mehr als Tracht. Es ist textile Heimatpflege – mit Stil, Anspruch und Substanz. Die Manufaktur fertigt hochwertige Strickjacken aus reiner Schurwolle, verarbeitet regionale Stoffe, bestickt Krägen von Hand und versieht Jacken auf Wunsch mit Swarovski-Steinen oder persönlichen Monogrammen.
Und als ich – in meiner Rolle als digiWiesn-Gastgeber – erfuhr, dass Litzlfelder Teil der offiziellen Oktoberfest-Kollektion der Stadt München ist, war klar: Das hier ist keine Boutique. Das ist ein Ort, an dem Identität tragbar wird.
„Ich schneide gerne Bändchen durch …“ – Bürgermeisterin mit Bodenhaftung.
Kathrin Alte nutzte die Gelegenheit nicht für Sonntagsreden, sondern für echte Einblicke in das kommunale Geschehen. Sie bedankte sich ausdrücklich bei den Unternehmer:innen und Steuerzahler:innen – für das, was mit ihrer Hilfe möglich gemacht wird.
Und sie machte deutlich: Vieles, was in Gemeinden geschieht, sieht man eben nicht auf den ersten Blick. Als Beispiel nannte sie die 70 Jahre alte Wasserversorgung in Anzing, die dringend erneuert werden muss – auch und gerade in Zeiten sinkender Einnahmen.
„Ich schneide gerne Bändchen durch – aber viele der Ausgaben, die wir stemmen, sieht man nicht.“
Ein Landkreis mit Anspruch – und klaren Servicegarantien.
Auch Landrat Robert Niedergesäß war gekommen – und brachte keinen Stapel PowerPoint-Folien, sondern Klartext.
Er sprach über Digitalisierung, Bürokratieabbau, Fachkräftemangel – aber auch über das, was konkret getan wird:
✅ Baugenehmigungen in max. 40 Arbeitstagen.
✅ Rechnungsbearbeitung in spätestens 15 Tagen – 70 % davon sogar innerhalb von drei.
✅ Beteiligung am bayernweiten Projekt zur Entbürokratisierung.
Ein Landkreis, der sich nicht nur als Verwalter, sondern als Partner der Wirtschaft versteht – das kam an.



Die Familie Litzlfelder? Gastgeber mit Gespür.
Die Führung durch die Manufaktur war nicht nur informativ – sie war eindrucksvoll. Wie aus Strickgarn, Sorgfalt und Stil echte Einzelstücke werden, wurde sichtbar, spürbar und sogar riechbar (dampfgewaschene Wolle hat ihren eigenen Charakter). Besonders spannend:
– Die Geschichte des „Mount-Everest-Pullis“, der aus Litzlfelder-Merino gefertigt wurde.
– Die Zusammenarbeit mit einer Zwischenmeisterei im Bayerischen Wald.
– Die nachhaltigen Wege und Partnerschaften mit regionalen Zulieferern.
Ein Betrieb, in dem jedes Teil ein Statement ist – gegen Wegwerfmode und für echte Wertarbeit.

Was bleibt?
Ein starkes Zeichen für die Kraft regionaler Betriebe. Für das Zusammenspiel von Wirtschaft, Politik und einem ehrlichen Interesse füreinander. Für Führungskräfte, die zuhören statt zudecken. Und für Gastgeberinnen wie Mariele Litzlfelder, die zeigen, dass Tradition nicht alt aussieht – sondern wunderbar zeitgemäß sein kann.
Und für das, was in Bayern manchmal leiser klingt, aber umso fester verankert ist:
Z’samm geht mehr.
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